SELBSTLIEBE?

AnnSicht N°31 - OKTOBER 2025

Letzten Sonntag habe ich meine Tochter zum Gottesdienst begleitet. Wenn mein „Lieblings“-Pfarrer spricht, gehe ich sehr gerne in die Kirche: Da steht ein Mensch, der im liebevollsten Sinne ein „Überzeugungstäter“ ist. Das merkt man gleich an seiner kräftigen und zugleich einfühlsamen Stimme, an seinem Sinn für Humor und an seiner Ausstrahlung.

 

Es ist nicht immer so, dass ich mit dem Inhalt seiner Predigten einer Meinung bin. Aber es ist immer so, dass er Impulse setzt, etwas bewegt und dass das ein oder andere Mal etwas in mir getriggert wird.

 

So ging es letzten Sonntag um die Geschichte des Barmherzigen Samariter und den Satz „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“.

 

Das … WIE DICH SELBST…

fällt fast hinten unter,

ist leise,

klingt so unbedeutend,

wird vernachlässigt.

 

Und ich frage mich: Wenn ich meinen Nächsten wie mich selbst lieben soll, wie sehr liebe ich eigentlich mich?

Wie geht das - in Wahrheit?

Was ist diese Selbstliebe?

Wieviel Selbstliebe ist in mir – und: Ist da überhaupt Selbstliebe?

 

WENN SICH JEDER SELBST LIEBEN WÜRDE, ohne Masken, ohne Show, ohne Spiel, hätten wir augenblicklich Frieden auf Erden. Stattdessen scheint es, als würde jeder wissen, wie Frieden beim anderen - „deinen Nächsten“ - geht, schraubt und dreht im Außen, weiß es besser, gibt Ratschläge (Schläge!) und will Frieden sogar mit Waffen erschaffen.

 

Aber zurück zur Selbstliebe, die, wenn sie wahrhaftig erkannt und gelebt wird, Frieden schafft. Frieden ist sozusagen das Symptom der Selbstliebe.

 

WIE KOMMEN WIR ALSO IN DIESE SELBSTLIEBE, wenn es uns keiner zeigt, keiner vorlebt? Wie auch, wenn es schon der vorherigen Generation niemand erklärt hat. Aus meiner Sicht leben wir vielmehr jeden Tag das Gegenteil von Selbstliebe. Klingt krass – aber vielleicht findest auch du dich bei einem der folgenden Sätze wieder:

 

Wir sind gestresst und wundern uns über eine Schwere im Herzen.

Wir lassen uns hetzen, wovon und von wem auch immer.

Wir tun Dinge fremdbestimmt, weil wir es schon immer so getan haben.

Wir unterdrücken Bedürfnisse und somit unsere Wahrheit.

Wir schauen in den Spiegel und mögen nicht (alles), was wir sehen.

Denken: Wie dumm von mir!, wie dämlich!, wie …. von mir! (in diese Lücke kann jeder sein typisches ich-mag-mich-nicht-Wort einsetzen).

 

BEOBACHTEN WIR UNS einmal, wie oft am Tag wir nicht sehr nett, nicht liebevoll mit uns sind – dieses Selbstexperiment habe ich gemacht und das Ergebnis war erstaunlich. Nun kann ein Psychologe vieles erklären, wie:

 

Du arbeitest so viel, weil du dir bzw. jemand anderem etwas beweisen willst.

Du hetzt dich ab, um zu zeigen, was für ein Super-Human Being du bist.

Du erledigst für andere, weil du geliebt werden möchtest.

Du bist überzeugt vom Mantra „Das Leben ist kein Wunschkonzert“.

Du magst dein Spiegelbild nicht, weil auf Insta & Co. eine Glitzer-Beauty-Glamour-Welt vorgespielt wird, die schon lange nichts mehr mit authentischem Leben zu tun hat.

 

So oder so: Es fühlt sich wie ein ständiger Widerstand mit sich selbst an, ein Druck, der Gegendruck erzeugt, ein Druck, der so stark wird, dass uns irgendwann der Kessel um die Ohren fliegt. Und genau das ist eindrücklich im Außen zu erkennen. Es kracht und knallt an allen Ecken und Enden. Keine Chance mehr, im Außen etwas zu reparieren. Und wer es doch behauptet, der sollte sich mit dem Projekt „Selbstliebe“ auseinandersetzen.

 

SELBSTLIEBE IST DIE VORSTUFE DER NÄCHSTENLIEBE. Das wird zwar nicht gepredigt, ist dafür aber unbedingt einige Gedanken bzw. einige Momente wert zu kontemplieren. Und wenn ich nie gelernt habe, auf mich zu achten, mich zu lieben, dann gibt es die Möglichkeit, „den Nächsten“ so zu definieren:

 

EIN ASPEKT VON MIR, DER ENDLICH MAL WIEDER IN DIE ARME GENOMMEN WERDEN MÖCHTE, der Zuwendung braucht, Liebe und das Gefühl der Verbundenheit, kurz: Ich für mich! Ich kann und darf mir Gutes tun, in Form von kleinen (oder auch großen) Gesten und Taten, ich darf mir bewusst machen, dass ich es wert bin, diese Aufmerksamkeit zu bekommen und ich tue es aus Achtung und Respekt meinem einzigartigen und wundervollen Leben gegenüber.

 

Aber nochmal zurück zur Geschichte des Barmherzigen Samariter, um diesen Text lebensnah zu halten. Ja, ich sehe Menschen, die hilfebedürftig sind. Ich schaue nicht weg, wenn ich einen Bettler auf der Parkbank sehe oder von der Seite nach ‘nem Euro gefragt werde. Manche Schicksale berühren mich sehr und ich spüre, dass etwas IN MIR getriggert wird, ausgelöst durch das Erlebnis oder den Schmerz im Außen.

 

SELBSTLIEBE IST, wenn ich diesen Schmerz in mir erkenne und erlaube zu sein, so dass ein Raum für Heilung entstehen kann.  Und erst dann entscheide ich intuitiv, ob und wie ich helfen kann. Nicht aus einem Mangel heraus, sondern aus der Fülle, aus der Ganzheit. „Geben“ ist nicht nur der bekannte Euro, der in den Hut eines Bettlers geworfen wird oder eine Überweisung kurz vor Weihnachten. Es ist ein aufrichtiges „Ich sehe dich und ich achte dich“, es ist ein Gefühl der Verbundenheit (auch wenn das Ego jetzt Amok läuft). Es ist nicht Mitleid, dafür aber tief empfundenes Mitgespür.

 

Natürlich steht es jedem frei, so zu handeln, wie es schon immer getan wurde. Doch für wirkliche Veränderung braucht es manchmal den Mut, aus automatischen und fast schon liebgewonnenen Gewohnheiten auszusteigen und Neues zu wagen.

 

„Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten“. Kommt nicht von mir, kommt von Albert Einstein, passt aber gerade ganz gut.

 

Mit einem tiefen Atemzug & Herzensgrüßen wünsche ich Dir einen bewegten und lichtvollen Tag, in Liebe & Verbundenheit, 

Deine Ann

 

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